„Wer etwas für Autofahrer tun will, muss Radwege bauen“

Stefan Gössling in der Süddeutschen Zeitung vom 20.08.2024:

In der Süddeutschen Zeitung vom 20.08.2024 äußert sich der Verkehrsexperte Stefan Gössling, 54, Professor an der School of Business and Economics an der Linnaeus-Universität im schwedischen Kalmar mit der Forderung nach mehr Platz für das Auto in der Stadt, wie ja aktuell auch von der FDP gefordert. Herr Gössling: 

Also doch Rückbau von Fahrradspuren und mehr Platz fürs Auto?
Das verschärft das Problem, das lernt jeder Verkehrsplaner im ersten Semester. Straßen schaffen Verkehr. In Los Angeles wurde 2015 der Highway 405 auf eine siebte Spur verbreitert, 17 Kilometer lang, für eine Milliarde US-Dollar. Als er fertig war, wurde der Verkehr allerdings noch langsamer. Denn viele Fahrer, die vorher die Strecke mieden, kamen neu hinzu. Sie dachten offensichtlich, der Verkehr würde jetzt wieder fließen. Das lässt sich auch anderswo beobachten.“


Er führt weiter aus:


Wenn man etwas für Handwerker tun will, müsste man den Privat-Pkw-Verkehr einschränken, indem man gute Bedingungen für Radfahrer und einen gut funktionieren ÖPNV schafft. Und dazu Parkplätze für sie reservieren. Wenn man, wie die FDP anregt, generell Parkgebühren abschafft, breitere Straßen baut, Fahrradspuren wegnimmt, dann werden die Handwerker noch später ankommen.“


Herr Gössling kennt weltweit keine Städte, die dem Autoverkehr (wieder) mehr Raum geben wollen. Hier würde sich für Hagen die einmalige Chance ergeben, in einem Ranking Weltspitze und nicht Schlusslicht zu sein!


Nein, ernsthaft: Gössling rät, die Mobilitätswende hin zu Rad und ÖPNV konsequent voranzutreiben - nur so gelingt es, Widerstände aufgrund alter Gewohnheiten zu überwinden….


Wie kann eine Verkehrswende gelingen?
Die Proteste kommen häufig von kleinen Gruppen. Wir finden oft Mehrheiten für Projekte der Verkehrswende. Die Politik sollte Vorteile des Radfahrens betonen, der Umstieg muss freiwillig sein. Man darf nicht gegen das Auto arbeiten, das führt zu Widerständen. Auch Umwelt- und Klimaschutz interessieren die meisten Autofahrer nicht. Stattdessen sollte man darauf hinweisen, dass das Fahrrad häufig schneller und günstiger ist, dass Fahrradfahrer den motorisierten Verkehr entlasten und Schulwege für Kinder sicher sein müssen. Das sind Argumente, mit denen sich Mehrheiten schaffen lassen.“

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