Wenn man die letzten - doch eher entmutigenden - Nachrichten zur Stadtentwicklung in Hagen verfolgt (Stichwort „Ebene 2“ und Schwerlastsperrung), stellt sich der Wunsch ein, es möge einen Masterplan geben. Möglicherweise gibt es ab Sommer 2024 sogar diverse Pläne! In Form von Entwürfen des Master-Studienganges der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund, initiiert von Andrea Rüdiger und Thomas Eltner .
Am 11.04.2024 fanden sich 10 Master-Studenten in der Eingangshalle des Bahnhofs unter dem Fenster von Jan Thorn Prikker zur ersten Ortserkundung ein. Mitglieder unseres Vereins Grüne Brücke Hagen e.V. nahmen teil und konnten Anregungen beisteuern.
Das Projekt entstand - initiiert durch eine Veranstaltung der Grünen Brücke Hagen e.V. mit Thomas Eltner - in der Folge in enger Kooperation des Fachbereichs Stadtentwicklung Hagen, Frau Anna Tarletzki, sowie des Fachbereichs Raumplanung der TU Dortmund. Auch die Führung wurde kooperativ von Frau Tarletzki und Herrn Eltner durchgeführt. Ziel war es, erste Impulse für Planungsaufgaben zu setzen. Startpunkt war der Bahnhofsvorplatz. Sowohl Funktionalität wie auch Aufenthaltsqualität desselben wurden als eher überschaubar eingeschätzt. Die Tiefgarage als unwirtlicher Angstraum wurde als eher entbehrlich angesehen. Vereinsmitglieder berichteten über frühere Gestaltungen des Berliner Platzes, z.B. die seinerzeit bestehende Unterführung in Richtung Innenstadt. Die Sichtachse zur Bahnhofstrasse ist jetzt durch den versetzten Fußgängerübergang unterbrochen und soll nach Möglichkeit wieder hergestellt werden. Als zeitgemäßes Muss wurde ein sog. „Mobilitäts-Hub“ angedacht, der den Übergang von Bahn, ÖVPN, Flixbus, Radverkehr, motorisiertem Individualverkehr etc. gewährleisten soll. Offen ist, ob dieser im Bereich Berliner Platz oder im neu zu gestaltenden Eingangsbereich des Werde-Tunnels entstehen soll.
Der Rundgang führte über die Straße Am Hauptbahnhof in Richtung Werdestrasse zum Tunneleingang. In der Diskussion mit den Studenten wurde deutlich, dass die politische Beschlusslage - aufgrund der Beschlussvorlagen für den Rat der Stadt, zuletzt vom 16.01.2024 - als Vorgabe für die studentische Planung ausschließlich die Reaktivierung des Werde-Tunnels vorsieht. Die Aussicht auf Realisierung des Durchstichs des schon bestehenden Tunnels im Bahnhofsgebäude in Richtung Westside, nach Abschluss der Sanierungsarbeiten der Bahn, wurde in der Diskussion skeptisch beurteilt. Fest steht, dass die Bahn nach Verhandlungen mit der Stadt Hagen für keine der denkbaren Lösungen Kosten übernehmen wird, so Frau Tarletzki.
Nach Reaktivierung des Werde-Tunnels werden auch keine Fördergelder des Landes für die Verlängerung des Tunnels im Bahnhof zu erwarten sein.
Es wird spannend, ob es den Studenten gelingen wird, für Passanten, die den Bahnhof in Richtung Westside, z.B. in Richtung der neuen Pflegeschule verlassen, eine sowohl ästhetisch ansprechende wie funktionale Lösung zu finden, da man den Ausgang zur Westside intuitiv ja eher im Bahnhofsgebäude suchen würde.
Brachflächen an der Seite des Werde-Tunnels wurden von der Stadt erworben, auch hier bietet sich reichlich Raum für Gestaltung. Offen ist, ob aufgrund der bodenrechtlichen Situation (Parkplatz der Bahn) ggf. auch dieser Raum für den Mobilitäts-Hub zu nutzen wäre.
Im Stadtbild drängt sich beim Rückweg vom Tunneleingang in der Werdestrasse der leerstehende Arbeitsamtsturm dem Passanten auf. Wie der Presse zu entnehmen war und von Frau Tarletzki bestätigt wurde, hat die Stadt nach vollzogenem Verkauf keinen Zugriff mehr auf Nutzung und Gestaltung des Gebäudes - eigentlich schade, die Studenten hatten spontan einige gute Ideen zur Umnutzung.
Der Rundgang führte vorbei am „Roten Haus“ unter der Ebene 2, eines der verbliebenen Häuser mit Gründerzeitfassade. Die freundliche Eigentümerin wird den Studenten dort Räume zur temporären Nutzung für ihre Arbeit vor Ort überlassen. Voraussichtlich werden die Master-Studenten an zwei Tagen der Woche hier in Hagen arbeiten.
Der Weg führte weiter zur Eckeseyer Brücke über die Gleise - z.Zt. einzige Verbindung zur Westside - in Richtung des Zusammenflusses von Ennepe und Volme. Klar ist, das hier nach Entfernung der funktionslosen Betonplatte Überschwemmungsflächen für Hochwasserschutz, aber auch Flächen der Naherholung entstehen könnten, für eine Innenstadtlage in Bahnhofsnähe sicher ein Alleinstellungsmerkmal.
Dann wandte sich die Führung Richtung Westside-Areal. Die erste Einschätzung des Eingangs des Werde-Tunnels von Westen her ergab, dass die Instandsetzung als relativ unkompliziert eingeschätzt wurde. Es wäre erfreulich, wenn die in der Beschlussvorlage für den Rat vom November 2023 geäußerte Reaktivierungszeit des Werde-Tunnels von 3-5 Jahren unterschritten werden könnte.
Unklar ist auch die Gestaltung des immer wieder als sog. „Filetstück“ bezeichneten Areals der Westside, deren Vermarktung seit Jahren auf sich warten lässt. Aus Sicht des Planungsamtes könnte der Standort der benachbarten Deutschen Edelstahlwerke mögliche neue Nutzungen beschränken. Gemäß Beschlussvorlage des Rates liegt die Entwicklung der Westside bei der Hagener Wirtschaftsentwicklung und der Agentur inno2grid . Hier werden vermutlich noch einige Abstimmungsprozesse mit dem Planungsamt erforderlich werden.
Angedacht sind auch Treffen der Studenten mit z.B. dem Hagener Heimatbund, dem Altenhagener Stadtteilforum oder weiteren städtischen Akteuren, um Hintergrund und Geschichte der Viertel zu erforschen und diese für die Planung zu nutzen. Die Studenten bilden Fokus-Arbeitsgruppen u.a. zu den Themen Klimaanpassung, Gebäudebestand, Bevölkerung und Sozialstruktur oder auch Verkehr und Mobilität; gerade bei letzterem Thema werden Impulse für die öffentliche Diskussion auf dem Hintergrund der ungelösten Verkehrssituation um die Ebene 2 herum sicher dringend benötigt.
Die abschließende Präsentation der Masterarbeiten soll im Juli 2024 erfolgen.
Insgesamt war die Einführungstour informativ und ermutigend. Grüne Brücke Hagen e.V. wird die Schritte der Master-Studenten weiter medial begleiten und für die Hagener Öffentlichkeit transparent machen.
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